Kanchanaburi- eine Stadt mit Geschichte
Kanchanaburi- Landschaften, Nächte im Guesthouse und eine Odyssee
Laetitia Schuchardt
11/16/20236 min read
Tag 5
Heute ging es für uns in das ca. 150km entfernte Kanchanaburi.
Die am Fluss Kwai gelegene Stadt ist vor allem für ihre grausame Geschichte bekannt.
Im Zweiten Weltkrieg mussten über 200.000 Kriegsgefangene unter menschenunwürdigen Bedingungen eine über 400km lange Schienenstrecke zwischen Thailand und Myanmar bauen, um die Versorgung Japans zu sichern.
Diese ist noch immer in Benutzung und heutzutage als Touristenattraktion bekannt. Und auch wir wollten uns diese Ecke Thailands nicht entgehen lassen.
Am Nachmittag angekommen haben wir Kanchanaburi, die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz, erkundet.
Einen besonderen Ausblick bot uns dabei der Skywalk - ein neu gebauter, 12m hoher gläserner Aussichtspunkt.
Anschließend waren wir direkt am Fluss essen. Die untergehende Sonne bot uns dabei eine einmalige Kulisse.
An dem Abend hab ich auch gemerkt was „scharf“ wirklich bedeutet… tränende Augen, eine brennende Nase und eine taube Mundhöhle waren das Ergebnis.
Aber man soll ja alles mal probieren;)
Statt Party und blühendem Leben konnten wir auf dem Weg zu unserer Unterkunft ab 20 Uhr reihenweise „Closed“- Schilder begutachten.
Kanchanaburi ist mit fast 30.000 Einwohnern gar nicht so klein, wirkt jedoch sehr ländlich. Hier spricht keiner Englisch. Verständigung mit Hand und Fuß hat trotzdem meist einigermaßen gut funktioniert. Außerdem sind wir wie eine kleine Attraktion - vorbeigehende Kinder winken uns begeistert zu und wir wurden sogar um ein Foto mit einer Gruppe Polizisten gebeten.
Die Menschen hier sind alle sehr herzlich, vor allem die Besitzerin unseres Guesthouses. Diese kann man sich ähnlich wie Hostels vorstellen, nur gibt es überwiegend Ein- oder Zweibettzimmer, die sich im Haus des Eigentümers befinden.
Die Atmosphäre ist wirklich gemütlich und familiär, nur haben wir aufgrund einer fehlenden Klimaanlage jede Nacht die Qual der Wahl zwischen stehender Wärme oder einem unangenehm lauten Ventilator…
13.11.2023




Tag 6
Für heute gab es zwei Optionen: entweder den Erawan Nationalpark oder die „Kulturtour“ mit Death Railway, Brücke, zugehörigem Museum und GedenkfFriedhof.
Da wir nach einer unruhigen Nacht erst am späten Morgen abfahrbereit waren, wurde uns von Ersteren abgeraten.
Also haben wir unsere Bikinis ausgezogen, Rucksäcke ausgepackt und uns für
Plan B entschieden (mehr Optionen gab es ja nicht).
Wir sind also los zur Brücke am Kwai - beeindruckend - doch ohne geschichtlichen Hintergrund eben „nur“ eine Brücke.
Entgegen unserer Erwartungen fuhr DIE Attraktion Kanchanaburis, die DeathRailway, nur dreimal täglich, leider nicht mal annähernd in dem Zeitraum in dem wir dort waren.
Etwas entmutigt sind wir in Richtung Stadtzentrum gelaufen, in dessen Nähe sich sowohl das Museum als auch der Friedhof befinden.
Nach einer Stunde Laufmarsch in brütender Hitze war uns nur leider gar nicht mehr nach einem Museum.
Das Friedhofsgelände haben wir gerade noch so geschafft. Hier wurde die Geschichte des Ortes zum ersten mal greifbar und ein Stück weit lebendig. Endlos viele Grabsteine mit liebevollen Inschriften ließen nur erahnen was sich hier vor über 80 Jahren abgespielt haben musste…
Nach einer kurzen Verschnaufpause in unserer Unterkunft wollten wir uns einen der Tempel anschauen, die zum Teil in Höhlen gebaut wurden.
Dort angekommen hatte dieser leider geschlossen. Warum konnte uns keiner erklären und da uns mithilfe eines Übersetzers erst erklärt wurde dass der Tempel generell geschlossen ist und wir im nächsten Zuge doch morgen wiederkommen sollten, haben wir aufgegeben.
Der JJ Nachtmarkt hat dann alles gerettet was gerettet werden konnte, denn die Auswahl war unglaublich. Während sich in Bangkok vieles wiederholt hat, boten die Stände hier eine fast schon überfordernde Menge an verschiedensten Gerichten an. Wir haben uns einmal wild durchprobiert und direkt entschieden am nächsten Abend wiederzukommen.
14.11.2023




Tag 7
Heute stand nun der Erawan Nationalpark auf dem Plan. Gleich frühs sind wir in einen der, auf den ersten und zweiten Blick wenig vertrauenswürdigen, Busse gestiegen. Dieser ist dann ca 2h vor sich hin getuckert - genug Zeit also um sich die atemberaubende Landschaft anzusehen.
Der Nationalpark umfasst 7 Wasserfälle, die definitiv schön sind, jedoch weniger spektakulär als wir uns das vorgestellt haben.
Auch der Aufstieg bei knallender Sonne schien schier endlos zu sein. Nur das Baden in einem der Wasserfälle bot eine willkommene Abkühlung. Dabei konnte man Affen in freier Wildbahn beobachten - das war schon wirklich faszinierend.
Auf dem Nachtmarkt gab es dann für uns eine wilde Mischung aus Sushi, frittiertem Sandwich, Nudeln und meinem persönlichen Favoriten - Roti, eine Art frittierter Crêpe.
15.11.2023




Tag 8
Am letzten Tag ist mein Wunsch endlich in Erfüllung gegangen - die Fahrt mit der Death Railway.
Über 2 Stunden sind wir nach Nam Tok, der Endhaltestelle, gefahren. Vorbei an Plantagen, Feldern, Dörfern und wunderschönen Landschaften, immer am Fluss entlang.
Eine besondere Kulisse bot dabei die Überfahrt des Tham - Krasea - Viduktes, einer Holzkonstruktion in schwindelerregender Höhe.
Nach kurzem Aufenthalt sind wir die selbe Strecke Richtung Kanchanaburi zurück gefahren, wobei wir unsere Augen keine Sekunde von der atemberaubenden Gegend nehmen konnten. So vergingen die insgesamt viereinhalb Stunden Fahrt rasend schnell.
Zurück in unserer Unterkunft haben wir nur unsere Rucksäcke geschnappt und sind in Richtung Bus Terminal gelaufen.
Der Plan war mit dem Minibus nach Bangkok und von dort aus über Nacht nach Chiang Rai zu fahren.
Eingestiegen im Bus, wussten wir noch nicht was uns bevorstand…
Kurz vor der geplanten Ankunft in Bangkok, haben wir festgestellt, dass unser Zielort noch über eine Stunde entfernt lag und eine erste Unruhe machte sich breit.
Nach fast 50min Verspätung wurden wir irgendwo am Straßenrand rausgelassen und statt der geplanten 7min Fahrt zum Terminal, war es plötzlich eine Entfernung von 18 oder 38 km - da waren sich die unterschiedlichen Kartensysteme, Koordinaten und Adressen uneinig.
Wir haben uns dann für die 18km Entfernung entschieden, klingt wenig, doch beim Verkehr in Bangkok sind das locker 40min - wenn man gut durchkommt.
Eine halbe Stunde vor Abfahrt waren wir dann am richtigen (juhu!!) Bus Terminal, jetzt mussten wir nur noch den Schalter und unseren Bus finden. Auch das dauerte nochmal 20min.
An der richtigen Plattform angekommen, stand da auch schon ein Bus. Um auf Nummer sicher zu gehen haben wir das Ziel erfragt und unser Ticket gezeigt. Der Mann, der offensichtlich zu diesem Bus gehörte, bestätigte, dass wir richtig seien.
Bei der Gepäckabgabe zeigte ich dem Busfahrer nochmals mein Ticket, wobei er wild gestikulierend in Thai erklärte, dass wir weder bei dem richtigen Busunternehmen seien noch das Ziel stimmen würde.
Die Nerven lagen spätestens ab dem Moment blank.
Unser Bus fuhr dann 30min später von einer benachbarten Plattform ab - was für eine Odyssee - und ein super Start für unsere 11- stündige Busfahrt nach Chiang Rai…
16.11.2023




Alles in allem bietet Kanchanaburi eine unglaubliche Landschaft und einige Möglichkeiten für Geschichtsinteressierte.
Ein Tagesausflug von Bangkok aus lohnt sich definitiv, länger muss man aber nicht bleiben, denn abgesehen von dem Nachtmarkt und der Railway mit zugehöriger Kulturtour kann die Stadt nicht wirklich halten was sie verspricht.