HoChiMinh City

Willkommen in Vietnam

Laetitia Schuchardt

1/15/20245 min read

Ho Chi Minh ist die größte Stadt Vietnams - rund um die Uhr ist viel los und der Verkehr übertrifft alles bereits Erlebte um Weiten.

Trotzdem hat die Stadt einen besonderen Flair. Zugegebenermaßen lag die Messlatte nach Kambodscha nicht besonders hoch, aber die Stadt mit ihren gepflegten Grünanlagen und ihrem einzigartigen Baustil hat uns von Beginn an überzeugt.

Tag 49

Nach einem ausgiebigen Frühstück in unserem Hostel sind wir mit ein paar Anderen, mit denen wir den Tag zuvor das Leid der Reise nach HCM- City geteilt haben, losgezogen zu dem War Remnants Museum. Dass wir uns überhaupt wiedergetroffen haben, war ein Zufall. Eigentlich waren sie ganz woanders untergebracht, haben aber mitten in der Nacht Bettwanzen entdeckt, alles eingetütet und sind zu uns gezogen…- was ein Start…

Das Kriegsmuseum beschäftigt sich mit dem, von bis 1955 bis 1975 andauernden, Vietnamkrieg.

Neben ausgestellten Kriegsmaschinerien bot vor allem das nachgestellte Gefängnis für Regierungsgegner und Kritiker einen bedrückenden Blick in die Vergangenheit.

Neben schmalen Zellen, in denen die Menschen im Winter allein und im Sommer in einer Vielzahl gemeinsam angekettet waren, war auch ein „Tiger cage“ ausgestellt, ein Folterinstrument bei dem die Menschen in brütender Hitze oder Eiseskälte nackt in einem kleinen Käfig aus Stacheldraht ausharren mussten, stundenlang- ohne die Möglichkeit sich aufzurichten…

In verschiedenen Fotoausstellungen wurde dann das Leben der Menschen während des Krieges aufgezeigt - unzensiert.

Aufnahmen von Menschen, beziehungsweise von dem was von den Körpern noch übrig war nach einem Bombenangriff, achtlos übereinandergeworfene teils entstellte Leichen, verstörte und schwer verwundete Soldaten, die nur auf ihren nahenden Tod gewartet haben, prägen uns nachhaltig.

Besonders bewegend fand ich die Ausstellung, die sich mit dem Einsatz von Chemiewaffen während des Krieges beschäftigt. Das Foto eines Mannes, der aufgrund einer Phosphorbombe bis fast zur Unkenntlichkeit entstellt war, wird mir wohl immer in Erinnerung bleiben. Ebenso wie die Fotografien von vietnamesischen Zivilisten, alle von hinten erschossen und an Ort und Stelle liegen gelassen, Männer sowie Frauen und Kinder.

Ebenso erschreckend waren die Auswirkungen von Agent Orange, einem Entlaubungsgift, dass Erkrankungen und Geburtsfehler zur Folge hatte. Auch vier Generationen später ist die Zahl an Kindern, die mit körperlichen und geistigen Einschränkungen auf die Welt kommen, deutlich höher als irgendwo sonst.

„Vietnam ist zu einem Experimentierfeld für alle Erfindungen amerikanischer Militäringenieure geworden. Ihr Zweck bestand darin, ihre Erfindungen an lebenden Zielen zu testen und sie später auf anderen Schlachtfeldern einzusetzen.“ (Le Figaro, 25. April 1965)

Ebenfalls zu Wort kamen amerikanische Soldaten, die von dem berichtet haben was sie in Vietnam erlebt hatten.

Befehle, alles und jeden zu vernichten - Frauen, Kinder, Tiere… ihre Körper in Brunnen zu werfen, die Wasserversorgung zu kappen, die Farmtiere umzubringen und alles dem Erdboden gleichzumachen - alles Lebendige zu töten. Dies war keine Seltenheit und erklärt nicht nur unzählige grausame Aufnahmen sondern auch die hohe Zahl von 2 Millionen Zivilisten, die ihr Leben verloren hatten.

Nachdem wir viele Stunden in dem Museum verbracht und alles auf uns wirken gelassen haben, sind wir an der Kathdrale, die nach dem Beispiel der Notre Dame erbaut wurde, vorbeigeschlendert, haben das Post Office besucht und sind durch, mein persönliches Highlight, die Bookstreet gelaufen. Eine Straße lang reihen sich hier gemütliche Cafés, Stände mit selbstgefertigten Kunstwerken und natürlich Büchern- viele Bücher- aneinander.

Besonders schön ist die Stadt bei Nacht, wenn die Restaurants und Straßen beleuchtet sind und die vielen kleinen Gassen durch unzählige Laternen zum Leben erweckt werden.

Wir konnten nicht widerstehen und so war unsere erste typische Mahlzeit in Vietnam ein klassisches Banh Mi - ein belegtes Baguette, dass von den Franzosen während des Kolonialismus eingeführt wurde.

In HCM- City wird es typischerweise mit Schweinefleisch, Pastete, Gurken, Koriander und Chiliöl gegessen. 29.12.2023

Tag 50

Heute haben wir das Apartment Café für uns entdeckt. In den 1960er Jahren als Wohnheim für Militärangehörige erbaut, wurde es nach dem Krieg immer wieder sporadisch als Unterkunft genutzt, bis die Eigentümer eine einzigartige Idee hatten dem Gebäude wieder einen Nutzen zukommen zu lassen.

In den ehemaligen Wohnungen sind über die Jahre Cafés, Restaurants und Boutiquen eingezogen und haben so ein kulturelles Phänomenen ausgelöst.

Heute sieht man die mehrstöckigen Gebäude mit vielen kleinen Läden oft im Stadtzentrum. Als Wahrzeichen von HoChiMinh locken diese viele Besucher an.

Generell ist die Architektur in HCM einzigartig. Die für Vietnam typisch schmalen Gebäude werden vereinzelt von gläsernen Hotels überragt. Das Zusammenspiel von modernen und teils unter französischen Einfluss erbauten älteren Häusern ist wirklich beeindruckend.

In dem Apartment Café haben wir Donuts für uns entdeckt…. Donuts mit einer Apfel Zimt Füllung, einer Karamellcreme und einem Schokokeks verziert oder Donuts mit einer Kaffeecreme und kondenzmilchähnlichen Füllung, die an den typischen Kaffee in Vietnam erinnern soll oder einer Vielzahl anderer Gebäcke.

Von nun an gab es für uns täglich einen Donut (oder zwei… einmal auch 3, aber nur einmal…)

Um das wieder abzutrainieren sind wir anschließend zum Rathaus, zum Opernhaus und zum Shoppingcenter gelaufen. 30.12.2023

Tag 51

Am Nachmittag haben wir unsere Sightseeing Tour durch die Stadt so gut wie beendet und können mit Stolz sagen, die größte Stadt Vietnams fußläufig erkundet zu haben.

Heute ist auch schon Silvester.

Unser erstes Silvester weit weg von Zuhause ohne Familie oder Freunden.

Wir waren aber zusammen mit einer Gruppe von Backpackern, die eine kleine Veranstaltung organisiert haben.

Wir haben uns in einer Bar getroffen und sind gemeinsam zu dem Hauptveranstaltungsort gegangen. Hier in Südostasien knallen die Menschen kaum, bei uns tatsächlich überhaupt nicht privat sondern versammeln sich gemeinsam um organisierte Feuerwerke, oftmals verbunden mit einer Show, zu besuchen.

Wir standen also auf dem HCM Square mit unzählig vielen Vietnamesen in einer kleinen Gruppe von Backpackern, haben den Countdown runter gezählt und uns ein frohes neues Jahr gewünscht.

Silvester an einem fremden Ort mit fremden Menschen ist schon etwas besonderes, hat sich aber total surreal angefühlt.

Im Anschluss waren wir noch gemeinsam feiern - auch mal ein Start ins neue Jahr… 31.12.2023

Tag 52

Nach dem Ausschlafen haben wir unsere Sightseeing Tour mit einem Trip zum Fluss beendet, waren ein letztes Mal Donuts essen und haben unseren letzten Tag mit einer Pho Suppe ausklingen lassen, bevor es morgen nach Mui Ne geht.

Ich kann jetzt schon sagen, dass ich Vietnam liebe und das war erst die erste Stadt…

01.01.2024