Ha Giang Loop

4 Tage in den Bergen Nordvietnams

Laetitia

4/19/20247 min read

Eines der Highlights meiner Reise, der Ha Giang Loop, steht nun kurz bevor.

Die 350km lange Strecke führt einen durch die faszinierende Bergregion Ha Giangs bis zur chinesischen Grenze.

Man entdeckt die abgelegenen Landschaften Nordvietnams, fährt entlang tiefer Schluchten und über enge Bergpässe, immer mit Blick auf malerische Reisterrassen.

Besonders einzigartig ist jedoch der Einblick in die vielen verschiedenen ethnischen Kulturen, deren Sprache, Kleidung und Lebensstil einzigartig ist.

Tag 79

Nach einer kurzen Nacht habe ich heute meinen EasyRider kennengelernt, der mich die nächsten 4 Tage hoffentlich heil durch die gewundenen Bergstraßen des Nordens bringen wird. Wir fahren in einer kleinen Gruppe von neun Leuten mit denen wir ab jetzt jeden Tag verbringen werden.

Der erste Tag war relativ kühl und sehr bewölkt, sodass ich die meiste Zeit, trotz meiner 3 Hosen, gefroren habe.

Im Laufe des Tages wurde der Himmel immer klarer und wir konnten zum ersten Mal einen Blick auf die unendliche Berglandschaft erhaschen.

Auf dem Weg sind wir an einigen Dörfern vorbeigekommen, in denen man sich in die Vergangenheit zurückversetzt gefühlt hat. Statt Traktoren haben hier Menschen mithilfe von Holzpflügen gespannt an Ochsen die Felder bewirtschaftet, die treppenartig an die steilen Hänge angelegt wurden. Während die Kinder zwischen den frei umherlaufenden Schweinen und Hühnern gespielt haben, waren die Erwachsenen damit beschäftigt Futter für die Tiere aus höheren Regionen zu beschaffen und dieses ins Dorf zu bringen - zu Fuß.

Der nächste Halt war ein Wasserfall, mit glasklarem und vor allem eisigem Wasser - was die meisten nicht davon abgehalten hat, eine Runde schwimmen zu gehen.

Kurz danach sind wir in unserer ersten Unterkunft angekommen - glücklicherweise, denn nach mehreren Stunden auf einem Motorrad beginnen die Knochen langsam zu schmerzen.

Die Unterkünfte sind relativ einfach und weder Schall - noch Wärmeisoliert, sodass die Nächte nicht nur kühl, sondern auch laut waren.

Trotzdem hatten wir genau hier die schönste Zeit, denn die Abende waren geprägt von gemeinsamen Abendessen, Karaoke und viel Happy Water, einem typischen Reiswein den jeder selber in seinem Hinterhof zusammenbraut.

30.01.2024

Tag 80

Der zweite Tag startete (noch katerfrei) ähnlich bewölkt wie der Erste. Heute stand ein ehemaliger französischer Stützpunkt auf dem Plan, der Mitte des 19. Jahrhunderts errichtet wurde, als die Bedeutung Indochinas zunahm. So konnte der Landweg für Handelsmöglichkeiten nach China gesichert werden. In den folgenden Jahren brachte Frankreich weitere Gebiete unter seine Kontrolle und eine dauerhafte politische Verwaltung begann. Während in Zentralvietnam Steuereinnahmen und der Reisexport für die Kolonialmacht essentiell waren, spielte in Nordvietnam der Handel mit Opium eine zunehmende Rolle. Die Soldaten fanden Gefallen an der berauschenden, schmerzlindernden Droge und begannen mit dem damaligen König der Region Geschäfte zu machen. Dies brachte der Königsfamilie Wohlstand, wie wir in dem ehemaligen Palast erkennen konnten, dessen Boden aus Goldmünzen bestand. Als es zu Unstimmigkeiten kam wurde der König mit seinen drei Frauen und vielen Kindern nach Kanada umgesiedelt, wo die Nachfahren bis heute leben. Auch den restlichen Nachmittag verbrachten wir auf den Spuren des Opiumhandels, der die Region maßgeblich geprägt hat.

Der Abschluss des Tages bildete eine Bootstour über den smaragdgrünen Fluss, der sich durch die hohen Berge schlängelt. So bekamen wir nochmal einen ganz anderen Blickwinkel auf die Umgebung.

Der Tag endete wie gewohnt mit einem gemeinsamen Abendessen, Happy Water und ganz viel Karaoke…

31.01.2024

Tag 81

Das heutige Highlight war ein Aussichtsturm, von dem wir nicht nur die Landschaft Nordvietnams, sondern auch Chinas überblicken konnten. Wir sind fast den ganzen Tag entlang der chinesischen Grenze gefahren, die durch meterhohe Stacheldrahtzäune deutlich erkennbar war.

Wir machen zwischendurch immer wieder Tee- und Kaffeepausen, um die unglaubliche Aussicht zu genießen.

Besonders schön ist es, dass es an jedem Stop nicht nur eine atemberaubende Aussicht, sondern auch viel Geschichte über das Leben und die Entwicklung der Region gibt.

Den letzten gemeinsamen Abend wollten wir entspannter ausklingen lassen, denn wir waren alle etwas kaputt von den langen Tagen und auch unsere Knochen machen sich langsam bemerkbar.

Außerdem haben wir eine schlaflose Nacht hinter uns, denn in den frühen Morgenstunden hat sich jemanden dazu entschlossen ein Schwein zu schlachten - ohne Betäubung. Durch die papierdünnen Wände hat es sich angehört als wären wir direkt dabei gewesen.

Und da es nicht nur laut, sondern vor allem auch verstörend war, war danach nicht mehr an erholsamen Schlaf zu denken.

Am nächsten Morgen wurde das Schwein dann in Einzelteilen gegenüber unserer Unterkunft verkauft - wirklich ein wundervoller Anblick…

Trotz allem war der Abend nicht viel entspannter, da wir bei Karten und Gesprächen noch mehr Happy Water als sonst getrunken haben…

01.02.2024

Tag 82

Der letzte Tag begann für mich in einem etwas schlechteren Zustand, dafür aber wesentlich sonniger. Während am ersten Tag drei Hosen, eine Mütze und viel zu viele Schichten meine treuen Begleiter waren, habe ich mir heute im T-Shirt einen kleinen Sonnenbrand geholt... Das sonnige Wetter hat den unendlich langen Aufstieg zu der Höhle, die heute auf dem Programm stand, nicht gerade angenehmer gemacht, aber der Ausblick war es allemale wert.

Wir sind immer weiter bergabwärts gefahren in ein kleines, lokales Dorf, in dem wir einen Einblick in das dortige Handwerk bekommen haben. Mühselig wird hier Kleidung hergestellt aus Pflanzenfasern. Der Herstellungsprozess allein beansprucht viel Zeit und Arbeit. Dann folgt noch das aufwendige Färben mit Naturmaterialien. Wirklich beeindruckend und faszinierend wie viel hinter einem der farbenfrohen Gewänder steckt.

Danach sind wir wieder Richtung Ha Giang gefahren.

Ich habe in den vier Tagen so viel erlebt und gesehen, was ich gar nicht in Worte fassen kann. Ich habe einmalige Erfahrungen gemacht und unglaublich liebenswerte Menschen kennengelernt. Ich kann auch nicht beschreiben wie man sich fühlt, wenn auf den gewundenen Straßen auf dem Rücken eines Motorrades durch diese einzigartige Bergkulisse fährt und dabei die weiten Reisterassen an einem vorbeiziehen. Auch die vielen Erlebnisse, kleinen und großen Highlights sind schwierig zu beschreiben , wenn man es nicht selbst erlebt hat.

(Deswegen folgen im Anschluss noch ein Paar Schnappschüsse der vergangenen Tage)

Ich kann auf jeden Fall sagen dass ich in sehr kurzer Zeit viele unglaubliche und vor allem unvergessliche Erfahrungen machen durfte. Die letzten Tage gehören mit zu den Schönsten meiner ganzen Reise und werden mir immer in Erinnerung bleiben.

Die Menschen mit denen ich das tagtäglich teilen durfte, sind in kurzer Zeit gute Freunde geworden, sodass uns allen der Abschied schwer gefallen ist.

Ich hatte eine unglaublich schöne, unvergessliche Zeit, die nach einem letzten gemeinsamen Abendessen endete, denn für mich geht es jetzt zurück nach Hanoi….

02.02.2024

(Meistens lagen die Matratzen auf dem Boden, einfach und wenig Privatsphäre aber ausreichend)

(Es gab sowohl Mittags als auch Abends ein kleines Buffet mit für Vietnam typischen Gerichten, die Herausforderung: Reis mit Stäbchen essen)

Der Ha Giang Loop im morgendlichen Nebel

Man kann den Ha Giang Loop selbstständig fahren oder eine fertige 2– 4 tägige Tour buchen und entscheiden ob man sich ein Motorrad leiht oder mit einem Fahrer (Easy Rider) fährt, da das Gelände teilweise unwegsam ist und man einen internationalen Motorradführerschein benötigt

eines meiner Lieblingsfotos

Solche Aussichten hatten wir vier Tage lang

Dankeschön für die schöne Zeit<3